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Der Einsatz von Gebärden in der logopädischen Therapie

Meine Schwester Judith Tennemann ist 1981 gehörlos geboren worden. Der Weg in die Kommunikation war schwierig. Wir benutzen seit 23 Jahren Gebärden.

Die deutsche Gebärdensprache ist eine vollständige und vollwertige Sprache. Durch ihre Mehrdimensionalität in Zeit und Raum unterscheidet sie sich deutlicher von Lautsprachen, als zwei Lautsprachen voneinander. Wie jede Sprache ist sie verwurzelt in einer Kultur, der Gehörlosenkultur. Die zu jeglicher (Sprach-) Entwicklung nötige Entwicklung einer eigenen Identität kann nur im Austausch mit Anderen entstehen und muss immer wieder gefestigt und weiter entwickelt werden.

In meiner logopädischen Praxis führen sehr unterschiedliche Bedingungen zum Einsatz von deutscher Gebärdensprache. Ich arbeiten mit kleinen Kindern, die ein Cochleimolantat tragen, und deren muttersprachlich hörende Eltern sich für den Einsatz von LUG entschlossen haben. Aber auch mit Eltern die selber muttersprachlich gebärden, ihre CI-versorgten oder hörend geborenen Kinder aber zweisprachig mit DGS und Lautsprache erziehen möchten.

Wenn in einer Familie verschiedene Sprachen und damit auch Kulturen existieren, müssen beide als gleichwertig anerkannt werden. Nur ein früher Zugang zu beiden Welten ermöglicht eine vollständige Indentitätsentwicklung. Wer sich früh „mitteilen“ kann, möchte auch langfristig etwas  von-sich-geben.

Es kommen auch Menschen in die logopädische Praxis, die sich eindeutig der Gehörlosenkultur zugehörig fühlen, die aber trotzdem ihre lautsprachlichen Fähigkeiten verbessern wollen. Die deutsche Gebärdensprache ist dann die Therapiesprache, in der alles erklärt und in der (mit Kindern) gespielt wird, LUG oder auch LBG können unterstützend eingesetzt werden, wobei eine Verbesserung der Lautsprache das Therapieziel bleibt.

Ich mache mit dem Einsatz von Gebärden und Lautsprache sehr gute Erfahrungen. Zu mir kommen aber auch Patienten, bzw. Familien, die sich mit dem Thema noch gar nicht auseinander gesetzt haben, oder die sich den Gebrauch von Gebärden gar nicht vorstellen können. Die Bedingungen, die zu einem gelingenden Spracherwerb führen, sind sehr individuell und können nicht generell festgelegt werden.

LUG als Unterstützung für den Lautspracherwerb

Die Erfahrung hat gezeigt, dass kleine Kinder mit geistiger Behinderung (z.B. bei Morbus Down) durch die gleichzeitige visuelle Darstellung von Schüsselwörtern schneller zu frühen guten Kommunikationserfahrungen kommen, als ausschließlich über die lautsprachliche Anregung. Einerseits wird das Sprachverständnis gefördert, andererseits können diese Kinder ihre oft schon vorhandenen Vorstellungen und Wünsche noch nicht artikulieren, wohl aber gebärdend mitteilen. Sie erfahren dadurch, dass ihr Sich-mit-teilen gelingt und etwas in der Welt bewirkt. Viele Kinder, die ich so begleitet habe, sind auf diesem Weg zur Sprache gekommen.


LBG als Unterstützung für den Grammatikerwerb

Sowohl in der Arbeit mit schwerhörigen, als auch mit gehörlosen Patienten mit oder ohne Chochlea Implantat (CI), stehen Wortschatzerweiterung und Grammatikerwerb neben der Artikulation meistens im Mittelpunkt der Behandlung. Die zur Lautsprache ausgeführten Gebärden unterstützen das Sprachverständnis, verdeutlichen die Struktur der Lautsprache und bilden so eine visuelle Unterstützung für den Grammatikerwerb.

LBG ist eine Visualisierung der Lautsprache,  jedes einzelne Wort der Lautsprache wird gebärdet. Verwendet werden hierbei auch künstlich entwickelte Gebärden für Artikel, Adverben etc., für deren Ausdruck die Gebärdensprache in der Regel andere Mittel hat. Das Fingeralphabet wird eingesetzt, um z.B. Endungen bei Beugungen und Steigerungen auszudrücken. Die Kommunikation erfolgt daher verlangsamt und künstlich und eignet sich nur zum kurzfristigen Üben.